| Presseberichte Schwerer 
        Ausnahmefehler Nun ja, der Vergleich ist doch arg verwegen, wenn man bedenkt, daß alle Rollen in dem Stück von aus Tonbändern, Staubsaugern und Radiatoren zusammengebastelten Robotern gegeben werden. Denn die Schüler, die hier zum Jahresabschluß mit Eifer Shakespeares "Hamlet" einstudiert haben, gehen nicht etwa auf ein humanistisches Gymnasium, sondern in die Roboterklasse 4b. "Black Box", so der Titel des beim Off-Mozart-Festival in Salzburg uraufgeführten Stücks des Künstlerkollektivs "Gold Extra", das jetzt im Hafen 2 in Offenbach zu sehen war, ist ein kleines, aberwitziges Stück experimentelles Theater. Denn daß acht ferngesteuerte Roboter, dann, wenn irgendwann einmal der Mensch verschwunden ist von dieser Erde, mit "Hamlet" all die großen Menschheitsfragen zu umkreisen suchen, mag man sich immerhin noch ausmalen. Und daß die Schauspieler so einiges nicht ganz verstehen, am Ende gar ein wenig wirr im Arbeitsspeicher vor der großen Frage, vor "Sein oder Nichtsein" also, stehen, war durchaus vorauszusehen. Schließlich sind derlei "schwere Ausnahmefehler" wie Liebe, Tod und Leidenschaft im System nicht vorgesehen. Darüber hinaus aber, schon der Titel weist unmißverständlich darauf hin, stellt "Black Box" unter der Regie von Sonja Prlic die Frage nach dem Wesen und dem Zauber des Theaters. Und neben "Sein oder Nichtsein" rückt die Befragung nach den Mitteln, von Choreographie, Licht und Klang, Bühne und Raum mehr und mehr ins Zentrum der Inszenierung. Das Technik 
        und Raum, Spielfläche und Statisten offen ausstellende Bühnenbild 
        Susanne Hillers, die soeben ihr Diplom an der Offenbacher Hochschule für 
        Gestaltung bei Professorin Rosalie abgelegt hat und für "Black 
        Box" mit dem "Offenbacher Löwen" ausgezeichnet wurde, 
        ist insofern keineswegs Kulisse, sondern atmosphärischer Kern des 
        Stücks. Und das Konzept geht erstaunlich selbstverständlich 
        auf. Am Ende freilich sind, ganz anders als bei Shakespeare vorgesehen, 
        die Helden bis auf Fräulein Stereo nicht tot, sondern geraten außer 
        Rand und Band. Und beinahe könnte man vermuten, es fahre so etwas 
        wie Leben in diese Robotermaschinen, als rebellierten sie in dunkler Ahnung 
        einer Welt, die nicht allein auf Logik und System gegründet ist, 
        gegen ihr mit kühler Präzision vorprogrammiertes Schicksal. 
        Strenggenommen wäre das zwar nicht besonders logisch. "Black 
        Box" aber ist schließlich auch Theater. CHRISTOPH 
        SCHÜTTE 
 
 Roboters Sein oder Nichtsein (Offenbacher Post, 16. 12. 2006) „Black Box“ im Offenbacher Hafen 2 „Wir 
        hätten gern auf Erfahrungswerte zurückgegriffen“, sagt 
        Regisseurin Sonja Prlic. Aber es gab keine. „Hamlet“ mit Robotern 
        aufzuführen, das hatte sie sich mit Karl Zechenter in den Kopf gesetzt. 
        Beide Theaterwissenschaftler gehören der Salzburger Künstlergruppe 
        „gold extra“ an. HfG-Studentin Susanne Hiller macht das Bühnenkonzept 
        zum Thema ihrer Diplomarbeit. Derzeit ist „Black Box“ im Offenbacher 
        Hafen 2 zu sehen. 
 
 Blechbüchsen 
        mit Herz R2-D2 als Dänenprinz Hamlet: Salzburgs freie Kulturszene lieferte Freitag ausgefallenes Robotertheater jenseits des Mozartkults ab. STEPHAN KLIEMSTEIN Maschinen spielen Hamlet: Das Salzburger Künstlerkollektiv "gold extra" inszenierte mit dem ungewöhnlichen Stück "Black Box" am Freitag beim OFFMozart-Festivalauftakt in der ARGEkultur Robotertheater der besonderen Art. Acht junge Recheneinheiten der Roboterklasse 4b präsentierten ihre Interpretation des Shakespeare-Klassikers Hamlet. In der Rolle der stolzen Eltern: das Publikum. Unter den 33 Mitwirkenden (Konzept, Regie: Sonja Prlic, Karl Zechenter) sind Electro-Barsänger Louie Austen, Schauspielerin Connie Böhnisch und Kulturjournalist Hannes Eichmann. Sie liehen den sympathischen Robotern ihre Stimmen. Es geht um die großen Themen der Menschheit, auch um den Wunsch nach Menschlichkeit. Alles Proben war vergeblich: Liebe, glaubt ein "Mensch-System", sei nur Verschwendung von Kapazitäten. Als die Roboter - umfunktionierte Plattenspieler, Diaprojektoren, Aufnahmegeräte - diese Grundfragen der Menschen, Tod und Lebenssinn etwa, diskutieren, scheitert die Präsentation. Zum Missfallen der mechanischen Schulspielleiterin. "Sein oder Nichtsein", dieser Satz wird mit nahendem Ende der Vorstellung neu interpretiert. Keiner der Protagonisten will sterben, das System ist überlastet, Chaos bricht aus. Durchaus amüsant sind jene Szenen, in denen die Roboter mit menschlichen Charakterzügen wie Neid und Missgunst agieren. Immer wieder drängt der schwelende Konflikt um die Besetzung des Hamlets an die Oberfläche. Das Ensemble erinnert an pubertierende Schüler, die Distanz zu den "Darstellern" schwindet. Zwischen den Akten an die Wand projizierte Clips: Einer zeigt die Schulklasse während des philosophischen Diskurses über die nachahmenswerten und doch nur schwer zu analysierenden Menschen. Deren Drang, mit Hilfe medizinischen Fortschritts das Leben zu verbessern und die eigene Vergänglichkeit hinauszuschieben, ist für die Schüler nicht nachvollziehbar. Ihre Zukunftswünsche: "Ich will ein iPod werden." Beeindruckend war vor allem die Choreografie der ferngesteuerten Roboter, die zwischen sichtlich amüsierten Beobachtern heiter tanzten und lachten. Da erschienen sie dem Menschen gar nicht unähnlich. © SN. 
 
 
 
 Drehpunkt Kultur Mitgefühl 
        für die Roboter 11/9/06 Dass 
        in der Reihe „OFFMozart“ am Freitag in der ARGE keine ganz 
        konventionelle Aufführung von Shakespeares „Hamlet“ zu 
        erwarten sein würde, war von vornherein klar. Die Gruppe „gold 
        extra“ (S. Prlic, K. Zehenter, R. Bidner, A. Grienberger, S. Hiller 
        iRoy & Odd, W. Schacherbauer) präsentierte vielmehr Theater der 
        Zukunft. Ungewöhnlich war der Abend nicht bloß deshalb, weil 
        der Spielort eine Arena ist und das Bühnenbild auf eine nicht sonderlich 
        große Leinwand projiziiert wird. Die Darsteller sind niedliche Roboter, 
        die ferngesteuert wie kleine Raupenfahrzeuge daherrollen. Jeder und jede 
        hat ihren eigenen Charakter. Alte Tonbandgeräte bilden meist den 
        Grundkorpus. Allein von ihrem Aussehen her wirken sie nicht wie seelenlose 
        Maschinen, vielmehr wie ein wenig aus der Art geschlagene Hominiden. Ausgerechnet 
        Hamlets Onkel, der einem unsympathisch vorkommen sollte, wo er doch ein 
        Mörder ist, wirkt mit seinem aufgeweckten „Gesicht“ am 
        schnuckeligsten. Wenn sie sprechen, leuchtet ein Lämpchen auf. Die 
        Stimmen sind nicht synthetisch, sie stammen von Menschen, von Schauspielern 
        und Radiosprechern. Hannes Eichmann ist leicht als fürwitziger Horatio 
        zu erkennen, ebenso Susanna Szameit als Königin Gertrud, die ganz 
        gern selbst den Hamlet spielen möchte, und der Barsänger Louie 
        Austen gibt den Geist von Hamlets Vater, der als Ventilator von der Decke 
        kommt, seine Stimme. Polonius ist schlecht zu verstehen, weil er meist 
        einen Deckel vor seinem Lautsprecher hat. 
 
 
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